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Eine Ode an den Valentinstag

 

Frisch verliebt sein, ist das nicht herrlich? Das Schweben über den Dingen, die Schmetterlinge im Bauch, die Spannung, das dümmliche Dauergrinsen im Gesicht. Wo warst Du die ganze Zeit? Jede Minute mit dem Anderen hat eine besondere Tiefe, Lieder klingen im Inneren wider, alles fühlt sich lebendiger, intensiver an. Besonders das Vermissen. Bittersüßschmerzhaft. Liebesbekundungen gibt es in jeglicher Form. Pure Glückseligkeit, es lebt sich vergnüglich auf Wolke sieben. Kann es nicht so bleiben?

 

Kann es nicht. Fünf Jahre später- sollte man es denn bis dahin geschafft haben- sieht die Welt ganz anders aus.

 Der Alltag bestimmt das Leben Seite an Seite. Alles dreht sich um Familie, Arbeit, Haushalt, das Überleben der Zimmerpflanzen und was sonst noch so wichtig ist. Durchwachte Nächte? Fehlanzeige. Allenfalls, weil man wegen der Geräuschkulisse nicht schlafen kann. Sehnsucht? Wie schön ist es doch, mal einen Tag für sich zu haben. Dümmliches Dauergrinsen? Eher gelegentliches Augenrollen wegen den Schrullen und Macken des Anderen. Liebesbekundungen? Kann man so deuten, wenn die Tüte Gummibärchen, die du dir gekauft hast, nicht vollständig geleert ist.

Dass man ja eigentlich immer noch ein (Liebes-)Paar ist, ist irgendwie untergegangen.

 

"Nichts ist beglückender, als den Menschen zu finden, den man den Rest des Lebens ärgern kann." - Agatha Christie (die mit ihrem zweiten Ehemann Max Mallowan 46 Jahre verheiratet war)

 

Aber ist es nicht herrlich, dass der andere da ist? Dass er noch da ist, obwohl er dich kennt. Dass ihr euch bloß mit einem Blickwechsel versteht. Über die gleichen Dinge lacht. Dass beide genau wissen, was im Kühlschrank sein muss, was man bei einem abendlichen Fernsehabend mit zur Couch bringt. Dass man jemandem von seinem Tag erzählen kann. Dass man zu zweit ist, anstatt allein, gemeinsam Dinge meistert. Die Spannung ist einer (vielleicht manchmal langweiligen) Vertrautheit gewichen. Wie zwei alte Socken. Entschleunigt. Doch in dieser schönen Gewohnheit schlummert natürlich auch die Gefahr der Eintönigkeit. Der Unsicherheit. Ist es noch Liebe? Findest Du mich noch schön? Geht man nicht allzu oft davon aus, dass die alleinige Anwesenheit all diese Fragen mit „ja“ beantwortet?

Nun, ich glaube, das tut sie nicht.

 

Der Valentinstag ist eine Erinnerung, einen Tritt in den Allerwertesten. Die Frage: Wann hast du deiner besseren Hälfte zuletzt gezeigt, wie wichtig sie ist? Einen Wunsch erfüllt, Zeit für sie reserviert, ihr eine Freude gemacht? Das muss keine große Geste sein, eine Geste reicht. Ein kleines bisschen Mühe geben. Weil es der Andere wert ist. Weil Du Dich für diesen Menschen entschieden hast und jeden Tag quasi neu entscheidest.

Weil er eben nicht irgendwer ist. Und das darf auch gezeigt und gesagt werden. Mindestens einmal im Jahr. Und mal ehrlich, wer freut sich nicht über ein Kompliment? In welcher Form auch immer.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Patricia Wolny (Dienstag, 13 Februar 2024 12:42)

    Ein sehr schöner Artikel!

    Hierzu fällt mir ein Gedicht ein, dass ich letzten Sommer Mal geschrieben habe:

    Verliebt in die Liebe von Patricia Wolny

    Die Verliebtheit ist ein Phänomen,
    das schwierig ist zu verstehen.

    Sie kann überraschend sein,
    sie kann intensiv sein.

    Spendet Energie
    und bündelt sie.

    Sie macht uns lebendig,
    doch oft ist sie nicht sehr beständig.

    Kaum ist sie da
    ist sie auch schon wieder weg.

    Doch manchmal war sie nicht wirklich weg
    sondern hat sich nur versteckt.

    Und der Liebe Platz gemacht
    sich gedacht:

    „Ich bin zu unbeständig, zu launisch
    und zu impulsiv.

    Die Liebe ist bedächtig
    und viel mächtiger als ich.“

    Sie hat erkannt, dass es auch sehr anstrengend war
    und sie kurz vor dem Ausbrennen war.

    Die Liebe dagegen war nicht nur gehorsam,
    beugsam und geduldsam.

    Sie hatte gelernt zu teilen,
    mit der Verliebtheit gemeinsam zu verweilen.

    So leben die beiden nun gemeinsam,
    manchmal laut, manchmal schweigsam.

    In Symbiose miteinander,
    vor allem aber,
    nicht mehr
    ohne einander.